CFU (Colony Forming Unit)

Internationaler eingeladener Kunstwettbewerb, 2010 (Entwurf)
Bergen, Norwegen

PET-Recyclat, LEDs, Edelstahl, Schwimmkörper

Darstellung: 3dworks, Markus Gröteke

 

Eine rot glühende biomorphe Struktur erstreckt sich über die Wasserfläche. Ihre Herkunft ist rätselhaft – die Formen rufen ein vielschichtiges Assoziationsgeflecht hervor, erinnern an Kreisläufe, Korallenriffe, Populationen, Seeblüten – jedoch lassen sie sich nicht eindeutig bestimmen.

Die korallenartige Anmutung in leuchtendem Rot wirkt zudem fremd in den nördlichen Gefilden - ähnliche Formen finden sich eigentlich in tropischen Gewässern. Sollten in Norwegen infolge der Klimaerwärmung nun auch prächtige Korallenriffe entstehen, Bergen etwa seine eigenen Florida Keys erhalten?

Die Schönheit der zarten, scheinbar schützenswerten Kolonie ist jedoch trügerisch, ihre Hüllen bestehen aus PET – also dem Material, das zunehmend die Meere verschmutzt und, da es nicht verrottet, deren fragile Ökosysteme gefährdet.

Die globale Recyclingrate liegt bei wenigen Prozent. Unvorstellbare Mengen des Wegwerfprodukts landen stattdessen in den Ozeanen. Die Meeresschutzorganisation Oceana schätzt, dass weltweit jede Stunde rund 300 Tonnen Plastikmüll direkt ins Meer geworfen werden, wodurch sich in den Ozeanen riesige, mehrere Millionen Tonnen schwere Plastikmüllteppiche (garbage patches) gebildet haben.

„CFU" stellt die surreale Frage, wie es wäre, wenn der Plastikmüll in den Ozeanen sich zu organischen Strukturen wandelt, zu einem aktiven Teil der Evolution wird, und diese Mutationen sich exzessiv vermehren.

Und obwohl diese Form der Morphogenese zunächst reine Phantasie ist, so sind doch die „mutations of the contemporary world" eine Realität, die uns alltäglich umgibt.